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 Die Riesen

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Xetolosch




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BeitragThema: Die Riesen   Die Riesen I_icon_minitimeDo Jan 21, 2010 3:21 pm

Hyndla, die Zauberin

Hyndla ist eine zauberkundige Riesin, die in dem nach ihr benannten „Hyndluljod“ (Lied der Hyndla) auftritt. Dieses Lied entstand angeblich erst im 14. Jh., so dass eine Zuordnung zu älteren Schriften nicht ohne weiteres erfolgen kann. Die Geschichte erzählt von der Liebesgöttin Freyja, welche die Riesin aufsucht und sie bittet, gemeinsam mit ihr nach Walhall zu reiten. Dort soll Hyndla, die über vorzügliche genealogische Kenntnisse verfügt, ihr helfen, eine Wissenswette zu gewinnen. Freyja reitet auf einem Eber, in dem die kluge Riesin jedoch sogleich einen männlichen Anhänger Freyjas vermutet, der für diese Fahrt von der Göttin in ein Schwein verwandelt wurde. Dieser Mann Namens Ottar hat zuvor mit einem anderen Mann darum gewettet, wer von ihnen beiden die besseren Kenntnisse über die Namen ihrer Ahnenreihe besäße. Um sich eines Siegreichen Ausgangs der Wette zu versichern, hatte Ottar sich zuvor durch Opferung Freyjas Gunst erfleht.

Widerstrebend folgt die auf einem Wolf dahinfahrende Hyndla der Göttin durch die Nacht. Im Laufe des gemeinsamen Rittes zählt nun die Riesin eine ganze Liste von Namen und einstigen Geschlechtern auf, von denen Ottar abstamme, allerdings nicht ohne ihn am Ende jeder Strophe als Schwachkopf zu beschimpfen. Nachdem der in Tiergestalt wandelnde Ottar den gesamten Namenskatalog, vernommen hat, fordert Freyja die Riesin auf, ihrem Schützling noch einen Gedächtnistrank zu reichen, auf das er das erfahrene Wissen für den Wettstreit auch behalte. Darauf gerät Hyndla in Zorn und beschimpft die Göttin mit Schmähungen. Einen Fluch, den sie dem Ottar anhängen will, entkräftet die Liebesgöttin unmittelbar und versichert diesen auch weiterhin ihres Schutzes.

Hyndla verfügt über ein beachtliches Alter, da sie vorgibt, einige der von ihr aufgezählten Personen noch selbst gekannt zu haben. So ist das Vorbild der Riesin in all jenen weisen Frauen zu suchen, die nicht selten als Einzelgänger lebten und sich durch Wissen und ihre Zauberei zu behaupten wussten. Hyndlas Reittier ist ein Warg (Wolf), über dessen Herkunft eine andere Stelle der Edda Auskunft gibt. Viele sollen von dem Riesenweibe Angrboda (Sorgenbringerin) abstammen, die schon mit Loki den Fenrirwolf zeugte. Östlich von Midgard im Walde Jarnwidr (Eisenholz) sitzt ebenfalls die Riesin Gyge und gebiert dort wolfsgestaltige Riesen und Ungeheuer. In diesem Eisenwalde sollen sich all die Zauberweiber, „Jarnwidir“ genannt, aufhalten. Dass Riesinnen eine Vorliebe für wölfische Reittiere besitzen, schildert ebenfalls eine Begebenheit während der Totenfeier für Balder. Als keiner der Anwesenden vermag, das Schiff ins Wasser zu bringen, schicken die Asen nach der Riesin Hyrrokkin, die kurz darauf auf einem großen Wolf reitend daherkommt, dem Schlangen als Zaumzeug dienen.

Freyja, die oberste aller zauberkundigen Frauen, nennt die Hyndla gar Schwester und ihr gemeinsamer nächtlicher Ausritt, erinnert schon stark an die Besenausfahrten der Hexen im Mittelalter. Die Riesin mit dem Namen „Hyndla“ (Hündchen) zu belegen, schmälert jedoch nicht die Tatsache, dass es sich bei dem Lied wohl um eine funktionale Kultdichtung handelt, deren Inhalt dazu diente, altes Wissen weiterzugeben und zu erhalten. Es wurde auch schon die Ansicht vertreten, dass Hyndla nur eine Verdopplung der (hier schon von der Kirche dämonisierten) Freyja sei, die man häufig mit dem Schmähnamen „Hündin“ belegte. Eine Anspielung auf ihre „geile Lüsternheit“, die Freyja auch von der Riesin vorgehalten bekommt.


Ymir, der Urzeitriese

Ymir ist der Ahnherr aller Riesen und das erste Lebewesen überhaupt, welches sich im Kosmos regte. Einst stieg er aus dem nebelverhangenden Abgrund des Ginnungagap als gewaltiger Gletscher auf, der sich unaufhaltsam ausdehnte. Daraus ward das Geschlecht der Reifthursen, auch Frostriesen genannt, geboren. Ihre bildhafte Verkörperung spiegelt die menschliche Ohnmacht vor der Kälte und den Gewalten des ewigen Eises. Ihr Sitz ist die nördliche Polarwelt Niflheim, von wo aus sie die Welt mit ihrer lebensfeindlichen Eiszeit überziehen.

„Am Anfang war das Chaos und der Riese“, erfahren wir aus der Liederedda über den Ursprung der Schöpfung. Als die kalten Fluten des Ureisstromes Eliwagar aus Niflheim auf den heißen Lavastrom aus Muspellheim trafen, entstand Ymir, der Stammvater aller Riesen. Die Frost- und Reifriesen nannten ihn Aurgelmir, den „aus Sand und Schotter geborenen Brüller“. Sein Name als Örgelmir umschreibt hingegen das rauschende und tosende Gewässer des Urmeeres, aus dessen Substanz sich sein riesenhafter Leib einst geformt haben soll. Kurz nach Ymir entstand die kosmische Urkuh Audhumla, die ihn mit den vier Milchströmen ihres Euters nährte. Als er sich zum schlafen niederlegte, begann Ymir zu schwitzen. Daraufhin wuchsen ihm unter der Achsel des linken Armes eine Tochter und ein Sohn, der sich Thrudgelmir (das Sein) nannte. Dessen Sohn wiederum, Ymirs Enkel, hieß Bergelmir (das Da- Sein). Dieser wurde schließlich der Begründer des jüngeren Geschlechts der Reifriesen, nachdem die Alten in der großen Flut umgekommen waren.

Die Kuh Audhumla ernährte sich durch das Ablecken der salzigen Reifsteine, aus denen sie in drei Tagen einen Mann hervorbrachte. Dessen Name ward Buri, das erste menschliche Wesen und zugleich der spätere Stammvater der Götter. Buri zeugte aus sich selbst heraus einen Sohn Namens Bor, der mit der Riesin Bestla, der Tochter des Riesen Bölthorn, die drei ältesten Götter Odin, Wili und Ve zeugte. Diese drei Götter trotzen als erste den Urelementen, indem sie Ymir zurück ins Ginnungagap schafften, ihn dort töteten und seinen gewaltigen Körper zerteilten. Aus seinem Blut entstanden die Seen und Meere, in denen, bis auf eine kleine Schar, alle Reifriesen ertrinken mussten. Aus Ymirs Fleisch formten die Götter die Erde, aus seinen Knochen die Berge, aus seinen Haaren die Bäume und seine Hirnschale bildete den Himmel. Midgard, die Behausung der Menschen, ward aus seinen Wimpern erschaffen, die gleichzeitig eine schützende Umzäunung gegen die Riesen darstellten.

Dies war der Anfang aller Streitigkeiten und Kriege zwischen den Riesen und Göttern bzw. den unbeherrschbaren, wilden Kräften der Natur und den sich ständig weiter ausbreitenden Menschen, die sich anschickten, sich die Welt zum Untertan zu machen. Die riesenwüchsigen Nachkommen Ymirs waren vielgestaltig und reich an Zahl, doch sie alle waren dem Untergang geweiht- durch die Götter, durch das Schicksal und durch die Menschen. Somit begann ein Kampf, der in der nordischen Sage zum großen Teil das Walten und Wirken der Götter- und Heldensage bestimmte.


Ran, die Räuberin

Ran ist eine alte Meerriesin und die Gemahlin des gewaltigen Ägir. Das düstere Seeweib weist viele typische Merkmale jener finsteren Wassergeister auf, die stets darauf bedacht sind, die Menschen in ihr dunkles Reich hinabzuziehen. Ran liebt vor allem das Gold, welches sie den ertrunkenen abnimmt und in großen Kisten in ihren Sälen hortet. Während gefallene Krieger nach Walhall und sonstig gestorbene nach Hel gelangen, ist Ran für jene Unglücklichen zuständig, die ertrinken müssen. Sie besitzt ein riesenhaftes Netz, das sie über die schwimmenden ausbreitet, um sie damit gnadenlos in die Tiefe zu ziehen. Dieses Netz leiht sie einmal an Loki aus, damit dieser darin den Zwerg Andwari fangen kann. Ein anderes Bild schildert sie als gigantisches Seeungeheuer, das seine Krallen nach den im Sturm treibenden Schiffen ausstreckt.

Der Name „ran“ bedeutet „Raub“, wohl in Anspielung auf ihre unersättliche Gier, mit der sie ganze Schiffsbesatzungen in den Tod zog. Um die Meerriesin zu besänftigen, brachten ihr die Seeleute zuweilen auch Menschenopfer dar. Kam man von einem Raubzug, wurden vor Fahrtantritt oftmals gefangene ins Meer gestoßen. Vor einem zu erwartenden Sturm teilte man zuweilen etwas Gold oder andere wertvolle Kleinode an die Besatzung aus, um damit die Riesin friedlich zu stimmen, falls man sich doch einmal unverhofft vor ihrer unterirdischen Höhle wiederfand. Durch solche freiwilligen Geschenke erhoffte man sich die Gastfreundschaft in ihrer reichen Halle zu erkaufen, in der man großzügig bewirtet werden sollte. Denn so düster die Geschichten um das Treiben und die Mordlust der Meerriesin auch sind, wird doch der Aufenthalt in ihren Sälen als äußerst angenehm geschildert, worin sich die Betörungen der Sirenen wieder finden, die mit ihren Reizen lebensmüde gewordene Seemänner in die Tiefe locken. Wer im Kampf auf den Schiffsplanken dem Tod erlag, wurde zu den Hallen der Seegötter geladen und dort ebenso geehrt, wie jeder andere Krieger.

Die zerstörenden Sturmwellen oder Meereswogen wurden verbildlicht in Rans neun Töchtern, die sie gemeinsam mit Ägir hervorgebracht hat. Kreischend wühlen die Töchter die See auf, danach trachtend, die Schiffe der Menschen umzustürzen, damit diese der immer hungrigen Mutter ins Netz gehen. Die Namen der neun Töchter sind in der Edda aufgeführt und lauten: Gjalp (die Brausende), Greip (die Umkrallende), Eistla (die rasch Dahinstürmende), Eyrgjafa (die Sandspenderin), Ulfrun (die flüsternde Wölfin), Angeyja (die Bedrängerin), Imd (die Dunstige), Atla (die Furchtbare) und Jarnsaxa (die schneidende Kälte).

Es gibt einige Volkssagen und Geschichten, in denen die Geister der ertrunkenen als sogenannte Draugen (Untote) in stürmischen Nächten am Strand umherwandelten. Diese gespenstigen Erscheinungen waren in den kleinen Küstenansiedlungen gefürchtet, da ihr Auftauchen fast immer zur Folge hatte, dass die ran bzw. die See sich ein neues Opfer geholt hatte oder schon bald zu sich rufen würde.


Ägir, der Meeresriese

Ägir ist der Name des Gestaltgewordenen Ozeans, den sich die Menschen als gewaltigen Meeresriesen vorstellten. Ägirs Gattin ist Ran, welche die tosende, bedrohliche und verschlingende Seite des Meeres verkörpert. Mit ihr zeugt der Riese neun Töchter, die mit den rollenden Wogen gleichgesetzt werden und den Namen „Ägirs Töchter“ tragen. Im Gegensatz zur eher lebensfeindlichen und täuschenden Gesinnung seiner Frau und Töchter, ist Ägir den Menschen wohlgesonnen und hält, wann immer er zugegen ist, schützend seine Hände über diese. Als seine Wohnstätte wird die Insel Hlésey angegeben, das heutige Läsö im Kattegat (Dänemark). Seine Diener sind Firmafeng, der Behende, welcher bei einem Gastmahl von Loki erschlagen wird, und Eldir, der möglicherweise das Meeresleuchten verkörpert. Als Vater wird der Urzeitriese Rornjotr angesehen, hinter dem sich wohl Ymir selbst verbirgt. Ägirs Brüder sind Logi (oder Lohe), das Feuer, und Kari, der Wind.

Ägir ist einer der wenigen Riesen, der friedlich und freundschaftlich mit den Göttern verkehrt. Seine riesige Halle wird zum Schauplatz für „Lokis Zankreden“, wo sich die Asen, von Ägir zum Festgelage eingeladen, versammelt haben. Dort tragen sich Speisen und Trank ganz von selbst auf. Seine unter Wasser liegende Wohnstätte wird erhellt durch schimmerndes Gold, welches es dort in großen Mengen hortet. So lautet ein Kenning für Gold auch „Ägirs Feuer“, jenes kostbare Metall, das in der Tiefe des Meeres wohl als einzige Lichtquelle gedeutet wurde.

Ägirs altgermanischer Name „ahwo“ verweist auf das Element Wasser, „ägi“ war das Wort für Meer. Der Riese galt also als der „Wassermann“ schlechthin und sein Wesen wird als „heiter wie ein Kind, das mit den Augen blitzt“ (barnteitr) beschrieben, möglicherweise in Anlehnung an das sich dem Menschen im Wasser reflektierende Spiegelbild.

In dem Lied „Oegisdrecka“ tritt besonders der Skalden- und Dichtergott Bragi hervor, der dem Meeresriesen (hier als zauberkundiger Mann beschrieben) im vertrauten Gespräche Göttersagen vorträgt und ihm mancherlei Fragen beantwortet. Ägirs Hauptattribut ist ein gewaltiger Kessel, das Gefäß für „feuchten“ Inhalt, welcher wahrscheinlich das Meer selbst bezeichnet, das „wie ein Kessel zwischen den Küsten hängt“ (nach R.M. Meyer). Einen ebenbürtigen Kessel müssen in einer Geschichte auch die beiden Götter Tyr und Thor beschaffen, um darin Bier für die Asen brauen zu können.

In der bekannten Wölsungensage ist von einem sogenannten „Oegirshelm“ die Rede. Einem goldenen Schreckenshelm, dessen Träger seinen Feinden Angst und Grauen einzuflößen vermag. Dieser Helm scheint zwar namentlich mit Oegiur/ Ägir verwandt, taucht aber nirgends als Eigentum des Meeresriesen auf. Das Wort „Oegisdyr“ hingegen verwies auf die „Pforte ins Meer“, wohin alle großen Flüsse schließlich hinausströmen.


Gerda, die Verlockende

Gerda ist die jungfräuliche Tochter des Riesen Gymir und dessen Gattin Aurboda, die beide aus dem Geschlecht der Bergriesen stammen. Gerda, von der es heißt, sie sei so schön, dass von ihr Luft und Gewässer wiederleuchteten, spielt eine tragende Rolle in dem bekannten Skirnirlied.

Als Freyr, der Gott der Vegetation und Fruchtbarkeit, sich mit seiner Familie in Asgard aufhällt, besteigt er in Hlidskjalf heimlich Odins Hochsitz, von welchem man auf jeden Ort in der Welt herabsehen kann. Dort erblickt Freyr im Norden ein Gehöft, vor dem ein wunderschönes Mädchen spazieren geht. Als sie die Arme hebt, geht von ihr ein solch strahlendes Leuchten aus, dass der junge Gott sich augenblicklich unsterblich in die schöne Riesentochter verliebt. Nun rächt sich die Überheblichkeit des Wanengottes, auf Odins Thron verbotenerweise Platz genommen zu haben, denn fortan befällt ihn fürchterlicher Liebeskummer. Dieser Zustand hat gravierende Folgen für die Natur, die langsam abzusterben beginnt. Fortan vernachlässigt Freyr all seine Pflichten und findet an nichts mehr gefallen.

Die Götter geraten darüber in große Sorge und auf Njörds Geheiß begibt sich Skirnir, Freyrs vertrauter Diener, zu ihm und fragt nach dem Grund seiner Verzweiflung. Als der Gott ihm von seiner kummervollen Liebe erzählt, erbietet sich Skirnir, nach Jötunheim zu reiten, um für seinen Herrn um die Hand Gerdas anzuhalten. Alsbald reitet der mutige Diener auf Freyrs Pferd zu Gymirs Gehöft. Dort wird er von einem Wächter, Gerdas Bruder, aufgehalten, bezwingt eine Rotte bissiger Hunde und setzt schließlich mit lautem Getöse über die Umzäunung. Gerda, durch den Aufruhr neugierig geworden, geht in den Hof und erblickt den fremden Reiter, der sich ihr vorstellt und sogleich seine Werbung vorträgt. Zunächst bietet er ihr elf goldene Äpfel aus dem Garten der Iduna, darauf den kostbaren Ring Draupnir, was die spröde Riesentochter jedoch beides ablehnt. Darauf versucht Skirnir, sie mit schlimmen Flüchen und Verwünschungen zu bedrohen, was der schönen einen Schrecken versetzt. Schließlich willigt sie unter der Bedingung ein, dass ihre Sippe Freyrs Schwert als Brautgeschenk erhalte. Betrübt geht der verzweifelte Skirnir auf diesen Handel ein, worauf Gerda ihm eine Botschaft für seinen schmachtenden Herren mitgibt, in der sie verspricht, ihren zukünftigen in neun Nächten in einem versteckten Wäldchen zu treffen. Mit dieser Nachricht reitet Skirnir zu dem ungeduldig ausharrenden Freyr zurück, der über diese Kunde überglücklich ist.

Freyr, der den männlichen und befruchtenden Aspekt der Natur verkörpert, verleiht am Ende des Liedes seiner Sehnsucht Ausdruck, sich mit der geliebten endlich vereinen zu wollen. Gerda hingegen steht für die aus den Riesen entstandene Erde selbst. Es geht um die Vereinigung des männlichen und weiblichen Elements, das seinen Höhepunkt im Walpurgis, Kürfest, Beltane oder Hohen Maien hat. Die von Gerda verlangten neun Nächte der Besinnung und des Ausharrens entsprechen den neun Walpurgisnächten vor dem 1. Mai- Wonnemond in welchen die „befruchtenden Säfte“ gesammelt und somit gesteigert werden. Schließlich wird der große Fruchtbarkeitsritus vollzogen und der Frühling eingeläutet. Durch die Heirat mit Freyr wird Gerda bei den Asen aufgenommen und somit zu Njörds Schwiegertochter.


Hrungnir, der Lärmer

Hrungnir lautet der Name eines gewaltigen Bergriesen, dessen Kopf und Herz aus Stein bestehen und dessen Schicksal von Snorri recht ausführlich geschildert wird. Die Geschichte beginnt damit, dass Odin auf seinem Pferd Sleipnir nach Jötunheim, ins Land der Riesen reitet. Dort trifft er auf Hrungnir, der dem Göttervater anerkennend zugesteht, er habe ein gutes Ross. Stolz erwidert Odin, es sei das vortrefflichste von allen Pferden und es würde sich nirgends ein gleichwertiges oder besseres finden lassen. Zornig besteigt der Riese daraufhin sein eigenes Pferd, das den Namen Gullfaxi (Goldmähne) trägt, um darauf Odin hinterherzujagen und diesen zu fangen. Als sie mit rascher Fahrt eine lange Strecke durch die Lüfte geritten sind, kommen sie schließlich bis nach Asgard. So groß ist ihre Geschwindigkeit, dass Hrungnir, als er sein Pferd endlich zu stehen bringt, feststellen muss, direkt in der Festung der feindlichen Götter gelandet zu sein. Doch zu seiner großen Überraschung laden ihn diese freundlich zum Trinkgelage ein. Er erhält die Trinkschalen, aus denen sonst gewöhnlich Thor zu trinken pflegt und leert bald ein Fass Met nach dem anderen. Alsbald stockbetrunken verfällt er in laute Prahlerei und verkündigt mutig, er wolle Odins Kämpferhalle Walhall alleine nach Jötunheim tragen und sämtliche Götter erschlagen. Alle bis auf die beiden Göttinnen Freyja und Sif, die wolle er für sich behalten. Als die Asen seiner Prahlerei endlich überdrüssig werden, rufen sie nach Thor, der darauf auch sofort erscheint. Nach einigem Hin und Her verabredet man sich zum Zweikampf auf der Länderscheide Grjotunagard (Steingehege).

Als es soweit ist, flüstert Thjalfi, der Diener Thors, dem Hrungnir zu, dass der Donnergott ihn von unten aus der Erde heraus angreifen würde, was den Riesen dazu veranlasst, sich auf seinen gewaltigen Schild zu stellen, statt diesen zum Schutze vor sich zu halten. Schließlich schleudern die beiden Gegner ihre Waffen gegeneinander. Thors Hammer zerschlägt die Waffe des Riesen, einen gewaltigen Wetzstein, in tausend Stücke und tötet diesen. Dabei dringt jedoch ein Steinsplitter in Thors Kopf. Dieser soll heute noch sitzen, weshalb man keine Wetzsteine werfen oder über den Boden rollen soll, da sonst der Donnergott Kopfschmerzen davon bekommt und grollt.

Das Lied um Hrungnir ist eine der humorvollsten Sagen der Edda, denn es charakterisiert diesen vor allem als Vertreter des riesischen Übermuts, der wie ein Doppelgänger Thors, mit Trinkkraft und Stärke prahlt, dafür aber mit seinem Leben bezahlen muss. Zahlreiche Versuche wurden bereits unternommen, diesen Mythos naturmythologisch zu deuten. Den Kampf zwischen dem Donnergott und den Gebirgsriesen interpretierte man als ein mit Blitzen zuckendes Sturmgewitter, welches sich an Felsenwänden entlud, wobei gewaltige Steinlawinen ins Tal geschleudert wurden.

Der Name Hrungnir kommt von „rungla“ = lärmen und bezieht sich gelungenermaßen auf die vorlauten Angebereien, aber auch auf das Getöse eines polternden Steinschlages. Ein weiteres Motiv ist das steinerne Herz des Riesen, dessen Symbol, eine dreizackige Swastiska, sich auf verschiedenen Runensteinen in Skandinavien findet, genauere Deutungen bisher jedoch nicht zuließ.


Grid, die Helfende

Grid ist eine Riesin, mit der Odin seinen starken und schweigsamen Sohn Widar zeugt, der den Göttervater schließlich in den Ragnarök rächen wird, wenn dieser sein Leben im Rachen des grausigen Fenrirwolfes beenden muss. Grid ist eine der wenigen Vertreterinnen ihres Geschlechtes, die den Göttern wohlgesonnen sind. Sie spielt eine entscheidende Rolle, als Thor sich mit Loki auf dessen Geheiß auf den Weg zu dem Riesen Geirröd (nicht zu verwechseln mit König Geirröd aus dem Grimnirlied!) macht.

Thor tritt diese Reise ohne seine Waffen an, da dies eine Bedingung ist, unter der Geirröd zuvor dem gefangenen Loki die Freiheit schenkte, damit dieser den Donnergott unbewaffnet zu ihm locke. Unterwegs nehmen die beiden Götter nun Herberge bei der Riesin Grid. Sie warnt die Weggefährten vor der üblen Falschheit des Riesen und seiner beiden Töchter. Da Thor Grids Stiefsohn ist, leiht sie dem Donnergott darauf ihre eigenen Handschuhe, Kraftgürtel und den zauberwirksamen Stab Gridavölr. Mit diesen neuen Waffen ausgestattet wandern die Götter weiter, bis sie an einen breiten Sund geraten. Als sie diesen durchwaten, schwillt der Fluss plötzlich gewaltig an, so dass Loki sich ängstlich an Thors geliehenen Gürtel klammert. Weiter stromaufwärts erblicken die beiden die Riesin Gialp, eine von Geirröds Töchtern, die breitbeinig zwischen den beiden Ufern steht und sie mit ihrem gewaltigen Harnstrom zu ertränken sucht. Da erwächst Thor „zornige Asenkraft“. Er nimmt einen gewaltigen Stein, den er nach der Riesin wirft, worauf die ihr unterfangen abbricht. Gleichzeitig ergreift Thor den Ast eines Sperberbaumstrauchs und steigt aus dem Wasser. Seitdem heißt es „der Sperberbaum sei Thors Rettung“.

Als die Götter zu Geirröd kommen, weist man ihnen zunächst ein paar Stühle zu, auf denen sie sich müde niederlassen. Doch plötzlich erhebt sich Thors Stuhl, um den Gott oben gegen das Dach zu schmettern. Da stößt Thor den mitgeführten Stab gegen das Sparrwerk und drückt sich auf den Stuhl zurück, worauf ein lautes Krachen und Geschrei ertönt. Unter dem Stuhl liegen die beiden Riesentöchter Gialp und Greip, die versuchten ihren Gast zu zerdrücken und nun selbst mit gebrochenem Rückrat am Boden liegen. Schließlich gelangt der Gott vor Geirröd, den er mit Hilfe von Grids Handschuhen besiegen kann, da er hierdurch ein glühendes Eisen auffangen und auf den Riesen zurückschleudern kann.

Der besagte Zauberstab (Völr) tritt allgemein als ein Attribut von Seherinnen und Zauberinnen auf, wovon deren Namen sich ableiten lassen: Völva= Stabträgerin. Einige Riesen galten als zauberkundig und ihre Künste wurden nicht selten in verderblicher Weise gegen Götter und Menschen gerichtet, die sich stets den Launen der Naturelemente ausgeliefert sahen. Diese konnten zeitweise jedoch ebenso genutzt werden, wenn ihre Gesetzmäßigkeiten erkannt oder man „in der Gunst der Götter“ stand. Hilfsbereite und wohlgesinnte Riesen waren demnach Naturerscheinungen, die den Menschen beim Kampf gegen die lebensbedrohliche Seite der Natur unterstützten.


Thökk, die Verneinende

Thökk lautet der Name einer alten, verbitterten Riesin, deren Entscheid ein weiteres wichtiges Glied in einer Kette von Ereignissen ist, an deren Ende schließlich die Ragnarök steht. Nachdem Balder, der strahlende Lieblingssohn Odins, durch Lokis Beihilfe sein Leben lassen musste, senden die Götter den Hermod zur Totengöttin Hel, um mit dieser über Balders Rückkehr in die Welt der lebenden zu verhandeln. Hel stellt die Bedingung, dass alle Welt um den toten Gott trauern müsse, nur so könne er aus Helheim „geweint“ werden, doch wenn nur ein Wesen seine Tränen versage, müsse Balder für immer bei ihr bleiben. Darauf senden die Asen Boten in alle vier Himmelsrichtungen, auf das ein jeder diesem Erlass folge leiste. Menschen und Tiere, Pflanzen und Steine, sowie das Holz und alles Metall fallen alsbald in große Trauer, gleich wie diese Dinge weinen, wenn sie aus der Kälte in die Wärme kommen. Als die Beauftragten heimkehren, um schon den Erfolg ihrer Arbeit zu vermelden, finden sie bei einer Berghöhle eine alte Riesin sitzen. Als die Boten sie auffordern, ein paar ihrer Tränen für den toten Balder zu spenden, verneint sie dieses mit der Begründung, der Gott hat ihr zu Lebzeiten ebenso wenig einen Gefallen getan. Damit scheitern die Bemühungen der Götter und Baldermuss bis nach die Ragnarök im Totenreich verweilen. Das Riesenweib aber soll Loki gewesen sein, der das meiste Böse unter den Asen vollbrachte.

Snorris Bericht um Thökk basiert vermutlich auf poetischer Darstellung. Prof. W. Golther wies seinerzeit auf die Gewähr der Echtheit dieser Erzählung hin, bis auf jenen Umstand, dass alle Wesen um den toten Gott weinen müssen, der sich wohl erst in einer Überlieferung des christlichen Bischof Bjarni finden lasse. Der Name „Thökk“ (altnord. Pökk) wird mit „Dank“ oder sogar „Freude“ übersetzt!? Snorri, der ihr diesen namen gab, mag dies möglicherweise auf den rachsüchtigen Loki bezogen haben, der sich im Stillen über seine gelungene Tat freute, die eine Rückkehr des Asengottes verhindern. Schon mit der Riesin Angrboda (Sorgenbringerin) zeugt Loki die drei größten Verderber der Götter. Die Riesin sitzt im düsteren Eisenwald, dort, wo die Sonne untergeht, und wartet auf das Ende der Welt. Ähnlich präsentiert sich die in einer Felsenhöhle hausende Thökk. Durch ihre hartherzige tat wird sie zum Archetyp der bösen alten Hexe, die in zurückgezogener Einsamkeit verbittert darauf sinnt, Übles zu vollbringen. Das wieder einmal Loki hinter der Maske der Riesin stecken soll, mag wenig verwundern, bedenkt man all seine anderen böswilligen Taten, für die ihm bereits zahlreiche Drohungen Seitens der Götter widerfahren sind. In seinen Zankreden gesteht er der Frigg höhnisch ein, dass nur er alleine die Schuld daran trage, dass sie ihren geliebten Sohn nie mehr Heimreiten sehe.

Die Gestalt der bösen hexe taucht in zahlreichen Märchen auf, wo sie gewöhnlich die bedrohliche und zerstörerische Seite des Weiblichen verkörpert. Dieses Bild, welches vor allem im Mittelalter entstand, sitzt noch tief im menschlichen Unterbewusstsein verborgen und wird heute psychologisch vor allem als negativ besetztes Muttersymbol gedeutet.


Surt, der Schwarze

Surt ist ein gewaltiger Feuerriese, der über Muspellheim, das Reich der Lava und fliegenden Feuerfunken, wacht und gleichzeitig herrscht. Dieses Land des ewigen Feuers ist für jegliche Wesenheiten unzugänglich, die nicht dort geboren sind. Als Surts Gemahlin wird die Feuerriesin Sinmara (die fahle Mahr) genannt. Ihre gemeinsamen Kinder (Muspells Söhne) sind all die Feuerteufen und Flammenriesen, die Surt am Weltende gegen die Götter führt. Zuvor vereinigen sie sich mit den Reif- und Bergriesen, um mit diesen gemeinsam über die Bifröstbrücke nach Asgard zu ziehen. Dort treffen sie auf der weiten Ebene Wigrid, auch Oskopnir genannt, mit den Göttern zu den alles entscheidenden Ragnarök zusammen. Dabei kämpft Surt mit dem versengenden Flammenschwert gegen den wanischen Fruchtbarkeitsgott Freyr, der sein eigenes Schwert entbehren muss, das er einst dem Riesen Gymir für die Hand seiner Tochter Gerda überließ. Nachdem Freyr unterlegen ist und der Kampf sich dem Ende zuneigt, schleudert der entfesselte Surt schließlich sein Feuer (Surtalogi) über die ganze Welt und verbrennt sie. Dampf und Funken sprühen auf und heiße Lohe bedeckt den gesamten Himmel. Die Sonne verschwindet hinter den aufsteigenden schwarzen Wolken, die Sterne fallen nieder und die Erde versinkt im Meer.

Manche Forscher sehen in „muspell“ selbst das Weltenende, andere vermuten darin eher einen mächtigen Feuerriesen, der wiederum mit Surt identisch scheint. Das Kenning „Surts Lohe“ hingegen, bezeichnet den alles verschlingenden Weltenbrand. In dieser Funktion erkennen wir den Zusammenhang mit Lodur, dem Feuerbringer, welcher wiederum Loki und somit dem alles verderbenden Feuer entsprechen soll, das durch seine Zerstörung erst die Vorraussetzung für einen Neubeginn schafft. Surt führt den Beinamen „der Schwarze“, was seine spätere Gleichstellung mit einem Racheengel oder dem „Teufel des Fegefeuers“ erklärt. Im beschriebenen Weltenbrand der Edda finden sich zudem einige Übereinstimmungen mit der biblischen Vorstellung vom jüngsten Gericht und dem erscheinen des Antichrists. Nach Mittelalterlicher Interpretation wartet der schwarzrußige Gehörnte seit seinem Fall aus den himmlischen Gefilden darauf, die Seelen der Verdammten in sein nach Schwefel stinkendes Reich hinabzuziehen, um die armseligen Sünder auf lodernder Flamme zu rösten. In einem geistlichen Gedicht des 9. Jh. Aus Bayern schildert der Schreiber den Weltenbrand am jüngsten Tag und bezeichnet den Sühnetag Gottes als „muspilli“.

Noch heute nennt man im Norden Skandinaviens harzige und verkohlte Erde „surtabrand“, vulkanische Felshöhlen auf Island werden „Surtshellir“ geheißen. Dass sich dort die Vorstellung an dieses belebte Feuerwesen bis heute erhalten hat, zeigt die Namengebung einer neuentstandenen Vulkaninsel im Jahre 1963, die man „Surtsey“ (Insel des Surt) taufte.
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BeitragThema: Re: Die Riesen   Die Riesen I_icon_minitimeSa Jan 23, 2010 2:34 am

Genialer Beitrag! Hab schon lange nach den einzelnen Erklärungen zu den Riesen gesucht. Steht zwar was in einzelnen Büchern drin, die ich habe, aber klasse schön zusammengefaßt. Very Happy
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http://saarwolf.oyla12.de
 
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